Stadtentwicklungsprojekt Alte Messe West
Die Stadt Leipzig beabsichtigt das Areal um die ehemalige Großmarkthalle – mit ihrer freitragenden Hallenarchitektur ein herausragendes Baudenkmal der 1920er Jahre – sowie sich anschließende, weitgehend gewerblich geprägte Flächen mit einer Ausdehnung von insgesamt 36 Hektar in den kommenden Jahren zu einem Quartier verschiedener Nutzungen mit dem Schwerpunkt Gewerbe (Forschungs- und Wissenschaftsnutzungen, insbesondere LifeScience) und einem belebten Gebietszentrum mit urbanem Charakter zu entwickeln.
Bebauungsplan als Grundlage
Der Planungsprozess wurde im April 2020 mit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 451 „Semmelweisstraße/ An den Tierkliniken“ formal eingeleitet. Der Bebauungsplan ist als politisch legitimierte und planungsrechtlich gesicherte Grundlage für die weitere Entwicklung des Areals notwendig. Im Aufstellungsbeschluss wurden erste Setzungen formuliert, wie die Schaffung von Raumangeboten für Labore, Forschungseinrichtungen und Büros, die Bereitstellung öffentlicher Grün- und Freiräume sowie den Erhalt und die städtebauliche Einbindung der bedeutenden Baudenkmale Großmarkthalle und Ringlokschuppen sowie des Kleingartenvereins Tiefland e.V. Nachzulesen ist dies im Ratsinformationssystem unter folgendem Link: Beschluss-Nr. VII-DS-00672. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans wurde 2022 nach Süden bis über die Richard-Lehmann-Straße hinweg erweitert (Link zum Ratsbeschluss Nr. VII-DS-07320 vom 10.10.2022).
Städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Um für die anstehende Gebietstransformation eine geordnete städtebauliche Entwicklung zu gewährleisten, hat die Stadt Leipzig am 19.09.2022 einen nicht offenen städtebaulichen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 (Richtlinie für Planungswettbewerbe) mit 12 teilnehmenden Teams aus Architekten/-innen und/oder Stadtplaner/-innen in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten/-innen ausgelobt.
Was war die Wettbewerbsaufgabe?
Im Zentrum der Entwicklung steht die markante, jedoch seit langem nur in geringem Umfang genutzte Großmarkthalle an der Semmelweisstraße/ Straße an den Tierkliniken. Die 2021 von der Stadt Leipzig erworbene Halle soll dauerhaft und vollständig in Nutzung gebracht und in Anknüpfung an bereits vorhandene Angebote zu einem bedeutenden Sport-, Kultur- und Freizeitstandort mit regionaler Ausstrahlung qualifiziert werden.
Ausgehend von dieser Entwicklung sollen derzeit weitgehend unter- und ungenutzte Flächen im näheren und weiteren Umfeld der Großmarkthalle, die sich im Eigentum der Stadt Leipzig, ihrer Tochtergesellschaft LEVG sowie privater Eigentümergesellschaften befinden, neu geordnet werden, um hier in Fortführung der Entwicklung auf dem benachbarten Gelände der „Alten Messe Leipzig“ attraktive neue Gewerbeflächen zu erschließen. Dabei soll der erfolgreiche Wandel der Alten Messe zum Forschungs- und Wissenschaftsstandort auf das Bearbeitungsgebiet ausstrahlen und sich hier mit neuen gewerblichen Nutzungen unter Berücksichtigung bereits bestehender Ansiedlungen und vorhandener Flächenpotenziale im Sinne einer „Alten Messe West“ fortsetzen. Ziel des Wettbewerbs war die Erarbeitung eines übergeordneten Gesamtkonzepts für die Alte Messe West, das auf einem soliden Erschließungs- und Freiraumsystem mit zentralen öffentlichen Räumen beruhen und flexible Bauflächen für eine abschnittsweise Realisierung ausweisen soll. Im Sinne der doppelten Innenentwicklung standen dabei die bauliche und die freiräumliche Entwicklung gleichermaßen im Blickfeld. Zur Bearbeitung der Aufgabenstellung hatten die Teams 9 Wochen Zeit. Elf der zwölf Teams reichten am 18.11.2022 anonym ihre Lösungsvorschläge bei der Verfahrensbetreuung ein.
Siegerentwurf gelingt sensibler Umgang mit Bestandsgebäuden
Die Berliner Büros de+ architekten gmbh sowie Bacher Landschaftsarchitekten haben den städtebaulichen Wettbewerb für das Gebiet „Alte Messe West“ für sich entschieden.
Die Fachjury unter Vorsitz des Kölner Architekten und Stadtplaners Professor Markus Neppl lobte den Entwurf aus Berlin für den „überraschend klaren Vorschlag zur Integration des Bestandes“, der auf attraktive Weise umsetzbar sei.
Die nun mit 40.000 Euro Preisgeld dotierte Arbeit sieht rund um die ehemalige Großmarkthalle ruhige Blockstrukturen vor, die flexibel geteilt und so an verschiedene Nutzungen angepasst werden können. Den Quartiersmittelpunkt bildet die Großmarkthalle mit erweitertem Nutzungsspektrum und die umgebenden attraktiven Freiräume, mit belebten Erdgeschosszonen der angrenzenden Gebäude. Hierbei wird die Eingangssituation des Platzes an der Großmarkthalle von der S-Bahn-Station MDR kommend gestaltet, um der zentralen Bedeutung des Umweltverbundes für das Gebiet Rechnung zu tragen. Die „Aktivachse Süd“ (als Rad- und Fußweg) ausgehend vom zukünftigen Parkarreal des Stadtraums „Bayerischer Bahnhof“, setzt sich als Nord-Süd-Achse mit angrenzenden Grünräumen, einer Aktivfläche (Sport, Skaten) und den Kleingartenvereinsflächen innerhalb des Gebiets „Alte Messe West“ fort. Zudem schafft ein angerförmiger kleiner Park eine grüne Ost-West-Verbindung durch das Quartier. Die Bebauung zwischen Kohlrabizirkus und der Straße An den Tierkliniken nimmt die städtebauliche Struktur der gegenüberliegenden Tierkliniken auf. Auch auf den Baufeldern im Umfeld der Landsteinerstraße, werden die Bestandsstrukturen angemessen berücksichtigt.
Alte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1002 © de+ architekten gmbh, Berlin mit BACHER Landschaftsarchitekten, Berlin Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1002 © de+ architekten gmbh, Berlin mit BACHER Landschaftsarchitekten, Berlin Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1002 © de+ architekten gmbh, Berlin mit BACHER Landschaftsarchitekten, Berlin Bilder vergrößert anzeigen
Erläuterungsbericht zum Siegerentwurf
Weitere Preisträger
2. Preis: MVRDV, Rotterdam (NL) mit Mahl Gebhard Konzepte, München
Alte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1008 © MVRDV, Rotterdam (NL) mit Mahl Gebhard Konzepte, München Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1008 © MVRDV, Rotterdam (NL) mit Mahl Gebhard Konzepte, München Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1008 © MVRDV, Rotterdam (NL) mit Mahl Gebhard Konzepte, München Bilder vergrößert anzeigen
3. Preis: Machleidt GmbH – Städtebau+Stadtplanung, Berlin mit A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Alte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1007 © Machleidt GmbH – Städtebau+Stadtplanung, Berlin mit A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1007 © Machleidt GmbH – Städtebau+Stadtplanung, Berlin mit A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1007 © Machleidt GmbH – Städtebau+Stadtplanung, Berlin mit A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin Bilder vergrößert anzeigen
4. Preis: MM.WERK Architektur. Entwicklung. Forschung, Wien (A) mit YEWO LANDSCAPES GmbH, Wien (A)
Alte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1004 © MM.Werk Architektur. Entwicklung. Forschung, Wien mit Yewo Landscapes GmbH, Wien Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1004 © MM.Werk Architektur. Entwicklung. Forschung, Wien mit Yewo Landscapes GmbH, Wien Bilder vergrößert anzeigenAlte Messe West: Wettbewerbsentwurf 1004 © MM.Werk Architektur. Entwicklung. Forschung, Wien mit Yewo Landscapes GmbH, Wien Bilder vergrößert anzeigen
Ausblick - Wie geht es weiter?
Im Anschluss an den Wettbewerb wird die Stadt Leipzig den Wettbewerbsgewinner mit der Vertiefung seines Entwurfes zu einem städtebaulichen „Masterplan“ beauftragen. Zeitgleich wird sie Abstimmungen mit den Grundstückseigentümern führen, deren Ergebnisse ebenfalls in den Masterplan einfließen.
Der Masterplan wird dann die Basis für die weitere Erarbeitung des Bebauungsplans Nr. 451. Dessen Aufstellung beinhaltet auch Beteiligungsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit, über die das Stadtplanungsamt rechtzeitig informieren wird.
Februar 2023
bis Ende 2023
circa bis Ende 2024
circa Ende 2025/ Anfang 2026
Die Auftaktgespräche zur Masterplanung werden geführt.
Die Durchführung der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung und der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange soll bis zum Jahresende 2023 abgeschlossen sein.
Der Entwurf des Bebauungsplan soll bis spätestens 2024 öffentlich ausgelegt und für alle zur Diskussion gestellt werden.
Der Abwägungsvorschlag wird der Ratsversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt und der Bebauungsplan wird als Satzung beschlossen.
Die Angaben stellen eine grobe Orientierung dar. Bauleitplanungsprozesse hängen von vielfältigen Akteuren, Stellungnahmen und Einzelschritten ab, die jeweils einen wesentlichen Einfluss auf Verzögerungen beziehungsweise den Fortgang des Verfahrens haben können. Somit wird sich die Zeitschiene noch verändern.